„Locals Only“ prangt auf seinem Shirt, das so blond leuchtet wie sein gefärbter Schopf. Tim ist der geborene Entertainer, sein Lachen steckt an. Als ob er nie etwas anderes getan hätte, wirft er sich in Pose. Isabell wiederum drapiert ihre Haare nach oben, während Laura Magdalena vor die Kulisse holt. Rücken an Rücken strecken sie fröhlich ihren Daumen in die Höhe.
Alles ok. Alles easy. Alles normal. Aber auch alles besonders. Nicht nur, weil die drei ihr erstes Fotoshooting erleben für eine Setcard oder weil Tim, Isabell und Laura eine Behinderung haben. Besonders ist es auch, weil die drei hier in der Modelagentur Szenen der „Soap für Alle“ drehen. In der Seifenoper spielen Jugendliche mit und ohne Behinderung ihren Alltag – anhand Szenen, ohne festgelegte Dialoge. Da geht es um Wünsche und Träume, um eigene Wege und Vorstellungen, welche die Jugendlichen selbst, aber auch ihre Eltern umtreibt.
Und über allem schwingt ein Thema, das – von den Vereinten Nationen gefordert – in aller Munde ist, aber viele herausfordert: Inklusion. Die Filmemacher Birgit Baumgärtner und Jean Christophe Blavier haben sich in ihrer sechsteiligen Doku-Soap auf die Spur des Begriffs und seiner Bedeutung begeben, das Konzept über die Produktionsfirma moving angel, unterstützt vom Sozialministerium Baden-Württemberg, realisiert. An Bord: zwei ausgebildete Schauspieler sowie viele Laiendarsteller aus dem Bischof- Sproll-Bildungszentrum Rißegg sowie der Schule für Sonderpädagogik St. Franziskus in Ingerkingen.
Was Baumgärtner, Blavier und ihr Team mit der Kamera fanden, das ist lustig und berührend, aufbrausend und liebevoll, mal kompliziert, mal überraschend einfach – und vor allem eines: durch seine Ehrlichkeit ungemein entwaffnend. Ob die einstige Tänzerin Marianne Illig mit den Jugendlichen durch den Kostümfundus des Staatstheaters paradiert, selbige in märchenhaften Kostümen steckend, ob die bunte Truppe in einem Tonstudio aufkreuzt, Laura das Saxofon im Anschlag, stets wird deutlich: Weder Vorurteile, noch unechte Toleranz haben hier Platz. Erst wenn alle Tabus vom Tisch sind, ist der Raum offen für ein wahres Miteinander, pardon für Inklusion.